Randomisiert, Kohorten- oder Interventionstudie - was steckt eigentlich dahinter?
Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Studien, um wissenschaftliche Ergebnisse zu erzielen: Neben den Beobachtungsstudien – wie Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien – gibt es Interventionsstudien, zu denen die randomisierten Studien zählen.
In einer Kohorten- bzw. Längsschnittstudie nehmen Wissenschaftler Risiko- bzw. Einflussfaktoren und das Auftreten von Erkrankungen über einen bestimmten Zeitraum unter die Lupe. Unter einer Kohorte versteht man eine Personengruppe, die ein bestimmtes Merkmal wie Alter, Beruf oder Wohnort gemeinsam hat. Das heißt, die Wissenschaftler betrachten nur einen Längsschnitt der Bevölkerung. Aus dieser Gruppe zieht man eine Stichprobe, bei der ein bestimmter Einflussfaktor wie z. B. Übergewicht vorliegt. Diese Gruppe vergleicht man mit einer zweiten Gruppenstichprobe ohne diesen Risikofaktor. Über einen längeren Zeitraum wird nun beobachtet, ob eine bestimmte Erkrankung in der Risikogruppe häufiger auftritt als in der anderen. Die Kohortenstudie hat den Vorteil, dass die zeitliche Folge von Risikofaktor und Erkrankung klar nachzuvollziehen ist, idealerweise lässt sich ein ursächlicher Zusammenhang erkennen. Zwar kann nur eine geringe Zahl an Einflussfaktoren untersucht werden, dafür ist die gleichzeitige Betrachtung verschiedener Erkrankungen (Ereignisse) möglich. So kann beobachtet werden, ob ein Merkmal, das zwar vorbeugend auf die eine Krankheit wirkt, bei anderen Erkrankungen dagegen das Risiko erhöht. Nachteilig sind die relativ hohen Kosten einer Kohortenstudie und die lange Dauer, bis Ergebnisse vorliegen.
Bei der Fall-Kontroll-Studie vergleicht man eine erkrankte Personengruppe (Fälle) mit einer entsprechenden, nicht erkrankten Personengruppe (Kontrollen) in Bezug auf bestimmte Risikofaktoren. Ausgehend von der bestehenden Erkrankung wird rückblickend die Vorgeschichte erfasst, das heißt, welche Einflussfaktoren – z. B. Rauchen oder Alkohol – vor Eintritt der Erkrankung vorhanden waren. Gut geeignet ist diese Studienform für die Untersuchung seltener Erkrankungen, zudem lassen sich mehrere Risikofaktoren prüfen. Ein Nachteil ist, dass die Einflussfaktoren erst nach Auftreten der Erkrankung erhoben werden und dadurch der zeitliche Zusammenhang nicht immer klar ist. Schwierig ist zudem eine vergleichbare Kontrollgruppe zu finden, denn nur dann ist ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Risikofaktor und Krankheit herzustellen.
Ein experimentelles Design und die größte Aussagekraft weisen Interventionsstudien auf. Sie untersuchen gezielt die Einführung einer Schutzmaßnahme auf ein Erkrankungsrisiko. Diese Studien werden nur dann durchgeführt, wenn aufgrund der Beobachtungsstudien ein Zusammenhang zwischen einem Einflussfaktor und der Erkrankung wahrscheinlich ist. Die randomisierte kontrollierte Studie ist das beste Studiendesign, um eine medizinische Intervention und deren Effekt auf einen definierten Faktor zu untersuchen. Dazu werden Versuchspersonen nach dem Zufallsprinzip in zwei oder mehrere Gruppen aufgeteilt (randomisiert). Die eine Gruppe erhält das zu untersuchende Medikament bzw. die Maßnahme, während die andere Gruppe eine konventionelle oder Vergleichstherapie, ein Placebo oder nichts erhält. Wissen weder der Patient noch der Forscher, wer welche Therapie erhält, handelt es sich um eine Doppelblindstudie. Ist nur die Versuchsperson nicht informiert, spricht man von einer einfach-blinden Studienanordnung. Die Randomisierung gewährleistet, dass die Gruppen so identisch wie möglich sind und zuvor nicht bekannte Unterschiede möglichst gleich verteilt sind. "Kontrolliert" bedeutet, dass die Resultate in der Interventionsgruppe mit denen der Kontrollgruppe ohne Intervention verglichen werden. Evidenzbasierte Studien bedeuten nichts anderes als wissenschaftlich abgesicherte Studien. Das können sowohl Beobachtungs- als auch Interventionsstudien sein.
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